Zero Waste Germany e. V. Zero Waste Germany e. V.
kein Abfall, keine Verschwendung

Liebe Leser:innen,

die zusammengefasste Sommer-Ausgabe unseres Newsletters für die Monate August/September soll ein wenig Lesestoff (und Hörstoff) für das Sommerloch bieten. Und wer jetzt im Sommer die eigene Reiselust noch nicht befriedigen konnte, sollte einen Blick auf die Studienreise nach Barcelona von Zero Waste Europe werfen. Außerdem gibt es Neuigkeiten aus dem EU-Parlament und über deutsche Abfallexporte.

Besonders freuen wir uns voller Tatendrang die Teilnahme von Zero Waste Germany am globalen Brand Audit 2023 von Break Free From Plastic bekanntzugeben. Und wir hoffen, dass auch viele Mitgliedsvereine sich anschließen!

 

Viel Spaß beim Stöbern,

Sarah Jordan

Redaktion Zero Waste Germany e.V. 

Updates aus den Netzwerken und der Politik
Polen erhebt Beschwerde über deutsche Abfallexporte

Die polnische Regierung hat bei der Europäischen Kommission eine Beschwerde gegen Deutschland eingereicht, in der sie behauptet, dass Deutschland es versäumt habe, Abfälle zu entfernen, die illegal von Deutschland nach Polen verbracht und dort zurückgelassen wurden. In einer Pressemitteilung nannten polnische Beamt:innen mehr als sieben Standorte im ganzen Land, an denen deutsche Abfälle illegal abgeladen wurden, die trotz mehrerer Appelle an deutsche Bundes- und Regionalbehörden nicht entfernt wurden. Die Art der Abfälle wurde in der Mitteilung zwar nicht näher erläutert, doch haben Untersuchungsberichte in den letzten Jahren deutsche Plastikabfälle an mehreren dieser Standorte dokumentiert. In Sarbia, Polen, einem der in der Mitteilung genannten Standorte, wurden in einem Bericht aus dem vergangenen Jahr schätzungsweise 6.500 Tonnen deutscher Kunststoffabfälle gefunden, darunter Hartplastik und Schläuche aus verschrotteten Autos, Shampooflaschen und Lebensmittelverpackungen. Diese Deponie liegt seit 2018 dort, ist der Witterung ausgesetzt und gibt krebserregende Stoffe an das Wasser ab. Laut der UN-Datenbank Comtrade hat Deutschland seit 2017 jährlich über 60.000 Tonnen Kunststoffabfälle nach Polen exportiert, wobei die meisten Jahre bei 80.000 Tonnen oder darüber lagen. Polen hat in den letzten Jahren seine Gesetze in Bezug auf illegale Abfallimporte und -verklappungen verschärft, und die Behörden haben nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 42 illegale Abfalltransporte registriert.


Quelle: Plastic Trade Watch Newsletter Juli 2023

Enthüllung der Komplexität: Untersuchung der Lebenszyklunsanalyse von Mehrwegverpackungen im Take-Away-Sektor (von Zero Waste Europe)

 

Während die EU über Mehrwegziele in der Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) nachdenkt, unterstreicht dieser Bericht von Eunomia Research & Consulting die mangelnde Transparenz von Branchenführenden bei der Gestaltung der Diskussion über wiederverwendbare Verpackungen. In vielen Fällen wurde festgestellt, dass einflussreiche Studien, die Einwegverpackungen begünstigen, aufgrund von Finanzierungsinteressen und Rosinenpickerei bei den auserwählten Szenarien eine Voreingenommenheit gegenüber der Wiederverwendung aufweisen. Der Bericht bewertet drei Lebenszyklusanalysen, die unter anderem von McDonald’s und der Europäischen Allianz für Papierverpackungen (EPPA) beauftragt wurden, und hebt hervor, wie wichtig eine transparente Methodik und genaue Annahmen sind, um das wahre Potenzial von Mehrwegverpackungen zum Mitnehmen zu verstehen.

 

Quelle und Link zum vollständigen Bericht (auf Englisch):

https://zerowasteeurope.eu/library/unveiling-the-complexities-exploring-lcas-of-reusable-packaging-in-the-take-away-sector/

Europäisches Parlament verabschiedet maßgebliche Änderung an der Richtlinie für Industrieabgase - Folgen für Müllverbrennungsanlagen (von Zero Waste Europe)

Die umstrittene Richtlinie für Industrieabgase (IED) der EU ließ zuvor viel Spielraum für Betreibende von Müllverbrennungsanlagen, um Maßnahmen zur Emissionsvermeidung zu umgehen. Jetzt müssen sie konkrete Zahlen über den Abgasausstoß vorlegen, die zu mehr Transparenz und Kontrolle führen dürften. Eine weitere Änderung erleichtert es den Anwohnenden von Müllverbrennungsanlagen an Entschädigungen für auftretende gesundheitliche Probleme zu gelangen, wenn diese mit den Emissionen der Verbrennungsanlage in Zusammenhang stehen. Forschungsergebnisse zeigen hohe Konzentrationen von persistenten Schadstoffen in der Umgebung der Anlagen, was gerade in Städten wie Kopenhagen, Brüssel oder Paris bedenklich ist: hier leben hunderttausende Menschen stromabwärts von Verbrennungsanlagen. Zero Waste Europe und Zero Waste Germany begrüßen die Nachschärfungen an der Richtlinie ausdrücklich.

 

Vollständige Pressemitteilung von ZWE (auf Englisch): https://zerowasteeurope.eu/press-release/vital-amendment-adopted-by-european-parliament-on-emissions-linked-to-waste-combustion-says-zero-waste-europe/ 

EU-Parlament positioniert sich zu einer strengeren Ökodesign-Richtlinie

Produkte sollen länger halten und leichter zu reparieren und zu recyceln sein, Nachhaltigkeitsanforderungen sollten z. B. für Stahl, Textilien, Möbel, Reifen und Chemikalien Vorrang haben und die Vernichtung von unverkauften Textilien und elektronischen Geräten sollte verboten werden. Ein neuer "Produktpass" mit genauen und aktuellen Informationen soll für mehr Transparenz sorgen und die Verbraucher in die Lage versetzen, fundierte Kaufentscheidungen zu treffen. Darauf einigten sich die Europaabgeordneten mit großer Mehrheit in einer Abstimmung. Sie unterstützen damit die Position der Europäischen Kommission und setzen die Vorschläge aus dem Kreislaufwirtschaftspaket um. 

Die Abstimmung im EU-Parlament bildet nun die Grundlage, mit der die Abgeordneten in die Verhandlungen mit den nationalen Regierungen gehen.


Die Pressemitteilung des EU-Parlaments: https://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20230707IPR02429/ecodesign-more-environmentally-friendly-and-energy-efficient-products

Updates von den Mitgliedsvereinen
Der ReplacePlastic Podcast von Küste gegen Plastik e.V.

 

Die ReplacePlastic App schlägt schon seit einigen Jahren große Wellen und hat schon dazu beigetragen, dass Unternehmen von Plastik auf andere (Mehrweg-) Verpackungen umgestiegen sind. Um den Wandel zu nachhaltigeren, schadstofffreien und möglichst wiederverwendbaren Verpackungsmaterialien noch sicht- und hörbarer zu machen, hat Küste gegen Plastik auch einen Podcast ins Leben gerufen. Diesen gibt es bereits seit Sommer 2022 und bietet spannenden Hörstoff für Sommer- und Urlaubstage. In der aktuellen Folge ist Professor Oliver Schlaudt zu Gast und spricht über die Macht der Zahlen und darüber, wie Ökobilanzen von Unternehmen schöngerechnet werden.

 

Der ReplacePlastic Podcast auf Spotify oder auf der ReplacePlastic Website

Updates von den Zero Waste Städten
Plastikfreie Städte - Interaktive Karte der DUH

Im Rahmen der Initiative “Plastikfreie Städte” will die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mehr deutsche Städte von Plastikmüll und Einwegverpackungen befreien. Dazu hat die DUH zunächst die 303 größten Städte in Deutschland aufgefordert, mehr für Abfallvermeidung zu tun. Dabei geht es nicht nur darum, Plastik zu vermeiden, sondern Einwegprodukte und -verpackungen generell zu bekämpfen. Es soll flächendeckende Mehrwegsysteme geben, Einwegprodukte sollen aus Ämtern und von Veranstaltungen verbannt werden und es soll finanzielle Anreize für Mehrweglösungen geben. Die kommunale Verpackungssteuer der Stadt Tübingen ist hier ein Beispiel, dem noch viele weitere Städte folgen sollen. Es sind seit dem Urteil des Bundesverwaltungsgericht zugunsten der Verpackungssteuer schon mehr als 2.100 Anträge von Bürger:innen zur Einführung kommunaler Einwegverpackungssteuern bei sich vor Ort eingegangen. Dazu stellt die DUH ein Antragstool auf ihrer Website bereit, das an die eigene Stadt oder Gemeinde weitergeleitet werden kann. Außerdem hat die DUH eine interaktive Karte entwickelt, die eine Übersicht über die bisherige Performance der Städte in Sachen Abfallvermeidung gibt. Die Städte wurden demnach mit ein bis vier Sternen bewertet.  Am besten abgeschnitten haben bei der Bewertung die Stadt Bayreuth und die Stadt Tübingen. Der traurige Durchschnitt von knapp einem Stern zeigt jedoch deutlich, dass die Städte mehr tun müssen, um ihren Plastikfußabdruck zu verkleinern.

Kommende Veranstaltungen
Zero Waste Germany ist beim globalen Brand Audit 2023 dabei! Seid ihr es auch?

Seit 2018 initiiert Break Free From Plastic (BFFP) Jahr für Jahr weltweite Clean Ups, genannt ‘Brand Audits’, bei denen der gesammelte Plastikmüll genau analysiert und dokumentiert wird. 2373 lokale Clean Ups in 87 Ländern haben seitdem dazu beigetragen, dass Plastik nicht nur von den Stränden und aus der Umwelt entfernt wird, sondern dass das Plastikproblem an der Quelle bekämpft wird - also bei den Herstellenden. Die freiwilligen Helfer:innen bei den Brand Audits sammeln sowohl Plastik als auch Daten: welche Arten von Plastik sie finden, welche Produktkategorien und vor allem welche Marken dahinter stecken - um die für die Plastikverschmutzung verantwortlichen Unternehmen zu ermitteln. Diese Daten aus der ganzen Welt werden von BFFP zusammengetragen und können breite Wirkung entfalten: als Grundlage für Verbote von Einwegplastik, für plastikfreie Schulen und Universitäten, oder als wirkmächtiges Argument für Mehrwegsysteme und mehr Herstellerverantwortung (Polluter Pays Prinzip). Die zentrale Forderung des globalen Brand Audits lautet “Reveal, Reduce, Redesign”, verlangt also mehr Transparenz der Unternehmen über ihren Plastik-Fußabdruck, die Vermeidung von Plastik mit ambitionierten Zielen und die Umgestaltung der Produkte mit plastikarmen oder -freien Materialien. 

 

Wie könnt ihr Teil des Brand Audits 2023 werden? Zero Waste Germany möchte euch in diesem Jahr bei der Teilnahme am globalen Brand Audit unterstützen. Nützliche Tipps für die Organisation eines Clean Ups in eurer Stadt oder Gemeinde, eine Einführung in die Datenerhebung und wie ihr finanzielle Unterstützung bekommen könnt - all das erfahrt ihr in einem Info-Treffen am 19. September. Meldet euch dazu gerne so früh wie möglich über dieses Formular an. Ihr habt an dem Termin keine Zeit, seid aber trotzdem interessiert einen Clean Up zu starten? Dann könnt ihr euch ebenfalls über das Formular melden und bekommt eine Aufnahme des Info-Treffens sowie Schulungsmaterialien zugeschickt. Für alle weitere Fragen schreibt uns gerne unter contact@zerowastegermany.de 

 

Wichtige Fakten:

Info-Treffen zum Global Brand Audit von ZWG: 19. September 2023, 18-19 Uhr

Link zum Anmeldeformular: https://forms.gle/FFFmAEXQpEYTSBif9 

 

Frist zum Einreichen der Daten: 15. Dezember 2023 

(Euer Clean Up muss also zwischen September und Dezember stattfinden.) 

Zero Waste Reise “Study Tour” nach Barcelona mit Zero Waste Europe (23. bis 25. Oktober)

Zero Waste Europe bietet wieder eine spannende Studienreise für alle Interessierten an. Diesmal geht es in die Region Barcelona, wo in Zusammenarbeit mit der ZWE-Mitgliedsorganisation Rezero lokale Projekte und Zero Waste Städte besucht werden. Zwei der brennendsten Themen der Abfallvermeidung und -verwertung werden in Workshops und Ortsterminen ausführlich beleuchtet: die Einführung effektiver Mehrwegsysteme und die Sammlung und Behandlung von Bioabfällen. Ausflüge in die Städte Argentona und Torrelles de Llobregat, der ersten zertifizierten Zero Waste Stadt in Katalonien, stehen auf dem Programm. Expert:innen von Zero Waste Europe werden den neuesten Kenntnisstand aus dem BIOBEST Projekt vorstellen und praktische Erfahrungen in der Entwicklung von Systemen zur Sammlung und Behandlung von organischen Abfällen sowie Mehrwegstrategien vermitteln. Die Reise bietet ideale Voraussetzungen um mit Expert:innen, Praktiker:innen und Zero Waste Enthusiast:innen in Kontakt zu treten, sich weiterzubilden und Erfahrungen auszutauschen!

 

Anmeldung und weitere Informationen unter: https://zerowastecities.eu/studytour/barcelona-region-catalonia/ 

Anmeldeschluss: 11. September 2023

Kosten: 700 EUR - Person 

Save the Date - Werde Zero Waste Botschafter:in!

Training in Kiel (Januar 2024)

ZWG, die Tallinn University und die Let's do it Foundation organisieren ein Training für zukünftige Zero Waste Botschafter:innen, das sich an NGOs und Vereine sowie an alle öffentlichen Akteure aus der Gemeinde, Stadt oder Region richtet. Es wird Fördergelder für die Übernahme Teilnahmekosten geben.

 

Das Training beinhaltet:

  • alle Grundlagen der Abfallvermeidung und was dies auf kommunaler Ebene praktisch bedeutet;
  • wie man die Zero Waste Prinzipien in verschiedenen lokalen Kontexten umsetzt;
  • wie man mit verschiedenen Interessenvertretern in Kontakt tritt und kommuniziert;
  • wie man sich als Zero Waste Botschafter:in weiterentwickeln kann

Das Training beinhaltet Sessions online und vor Ort in Kiel. Die Schulung wird auf Englisch sein.

Online (4x3h) 8.- 9.01 und 15.- 16.01
in Kiel 25.-27.01

Weitere Informationen werden in Kürze auf unserer Website bekannt gegeben.

Du möchtest einen Beitrag für den nächsten Newsletter einreichen, einen Veranstaltungstipp teilen oder hast Fragen und Anregungen? Schicke deine Anfrage an sarahj@zerowastegermany.de

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