Zero Waste Germany e. V. Zero Waste Germany e. V.
kein Abfall, keine Verschwendung

Liebe Leser:innen,

 

oft sind es nicht Zahlen und Fakten, sondern gute Geschichten, die uns im Kopf bleiben und uns positiv beeinflussen. Storytelling, also Geschichten erzählen, entfaltet häufig mehr Wirkung als rein sachliche Berichterstattung. Das "Story-of-Stuff- Project" arbeitet schon seit Jahren mit diesem Ansatz und bringt in der aktuellen Kampagne "Bring back refill" die überraschende, ja fast tragische Geschichte der Coca Cola Company ans Licht .

 

Auch unsere Mitglieder von Küste gegen Plastik zeigen wie effektiv Storytelling sein kann: Der neue Comic "Immer Ärger in Plankton City" veranschaulicht die verheerenden Folgen der technischen Innovation - vor allem bei Plastik, selbst wenn diese wohlmeinend eingesetzt wird.

 

Zudem berichten wir in diesem Newsletter über ein paar interessante Veröffentlichungen aus unserem europäischen Netzwerk zu der weiträumigen Einführung von Mehrwegsystemen in Städten sowie zur erweiterten Herstellendenverantwortung im Textilbereich.

 

Kurzentschlossene können am 9. und 10 November noch beim Plastikperspektivenkongress (https://natur-vision.de/de/specials/kongress-plastikperspektiven/) in Ludwigsburg teilnehmen. Und wer beim Zero Waste Ambassador Training in Kiel teilnehmen möchte, kann sich bis bis zum 19. November anmelden. Also schnell Mail schreiben und dabei sein. Viel Spaß beim Stöbern in diesem Newsletter!

 

Sarah Jordan

Redaktion Zero Waste Germany e.V. 

Updates aus unseren Netzwerken und der Politik
Verhandlungen zum Globalen Plastikabkommen in der UN gehen in die dritte Runde

Vom 13. bis 19. November wird sich der zwischenstaatliche Verhandlungsausschuss (INC) zum Globalen Plastikabkommen zu seiner dritten Sitzung treffen. Das Treffen findet in Nairobi, Kenia, im Hauptsitz des UN-Umweltprogramms (UNEP) statt. Im Voraus stehen regionale Verhandlungsrunden an. 

Das Globale Plastikabkommen soll endlich ein rechtlich bindendes Instrument mit weltweiter Gültigkeit darstellen, dass Plastikverschmutzung inklusive der Plastikabfälle in marinen Ökosystemen reguliert und bekämpft. Laut einem UN-Beschluss soll es auf einem “ganzheitlichen Ansatz beruhen, der den kompletten Lebenszyklus von Plastik adressiert". Seit September ist bereits ein erster grober Entwurf (ein sogenannter Zero Draft) verfügbar, der die Diskussionen der ersten beiden Ausschusssitzungen widerspiegelt und in Nairobi verhandelt werden wird. Jedoch sind die Inhalte noch nicht verbindlich und der Entwurf enthält mehrere Formulierungsoptionen und variable Textbausteine, deren Finalisierung schlussendlich entscheiden wird, wie weitreichend das Abkommen ist. Die abschließende vierte Sitzung ist für Ende April 2024 angesetzt. 

Aufgedeckt: Wie Coca-Cola die wiederbefüllbare Flasche vernichtete

The Story of Stuff Project, eine US-basierte Organisation, deren eigene Geschichte mit dem Kurzfilm “The Story of Stuff” begann, ist für ihr innovatives Storytelling und ihre animierten Filme bekannt. Die aktuelle Kampagne “Fight plastic pollution: Bring back refill” richtet sich gezielt an den weltweit größten Verursacher von Plastikmüll: die Coca-Cola Company. Der Kurzfilm mit dem demonstrativen Titel “Wie Coca-Cola die wiederbefüllbare Flasche vernichtete” (engl. How Coke Killed The Refillable Bottle) mit Umwelthistoriker und Autor Bart Elmore erzählt die fast schon tragische Geschichte des Getränke-Giganten. Was aus heutiger Sicht kaum vorstellbar ist: Coca-Cola war einst Pionier der Pfandflasche aus Glas mit vielen lokalen Abfüllern, einem Pfand von fast der Hälfte des Produktpreises und einer 96% Rückgabequote. Story of Stuff zeigt mit dieser Kampagne, dass es in der Vergangenheit bereits möglich war, flächendeckende und plastikfreie Mehrwegsysteme für Getränkeflaschen zu etablieren - warum nicht auch heute wieder? 

Die Kampagne unterstützen und Coca-Cola (und natürlich alle Getränkehersteller) zur Rückkehr zu wiederbefüllbaren Flaschen auffordern könnt ihr mit dieser Petition: Petition - Bring Back Refill

Gemeinsame Erklärung zur erweiterten Herstellerverantwortung für Textilien

Mit der Neuregelung der europäischen Abfallrahmenrichtlinie soll eine EU-weite Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien eingeführt werden. In einer gemeinsamen Erklärung fordert Zero Waste Europe gemeinsam mit zehn Nichtregierungsorganisationen und Verbänden Maßnahmen, um die EPR zum Erfolg zu führen. Grundlegend sei es, den Anstieg der Textilabfälle in Europa an der Quelle zu bekämpfen. Die verpflichtende separate Sammlung von Textilabfällen ab 2025 wird die Menge an Alttextilien, die aufbereitet oder verwertet werden müssen, in die Höhe schnellen lassen. Eine Reduktion der produzierten Kleidungsstücke, vor allem im Fast Fashion Sektor, kann hier zur Prävention von unüberschaubaren Mengen an Textilabfällen führen. Die Erklärung verweist zudem auf das niederländische und das französische EPR Modell als Vorreiter. 

Die ganze Erklärung auf Englisch findet ihr hier zum Nachlesen: Joint statement on Extended Producer Responsibility for Textiles - Zero Waste Europe

 

ReuSe Vanguard Project (RSVP) - Blueprint für die Harmonisierung der Umsetzung von Systemen zur Wiederverwendung von Takeaway-Verpackungen in Europa

Dem Recycling wurde zu viel Aufmerksamkeit gewidmet, doch die Lösung für die Krise der (Plastik-) Verschmutzung liegt hauptsächlich in der Vermeidung und Wiederverwendung. Industrie, Medien und Politik konzentrieren sich jedoch nach wie vor auf die Abfallsammlung und Recycling. Das RSVP-Projekt zielt darauf ab, wiederverwendbare Systeme in den Mittelpunkt der Lösungsstrategien zu stellen und die Voraussetzungen für eine europaweite Verbreitung dieser Systeme zu schaffen.” - Nathan Dufour, Reuse Systems Manager und Leiter des ReuSe Vanguard Project bei Zero Waste Europe

 

Das Projekt RSVP wurde vor drei Jahren initiiert und arbeitet seitdem - unter anderem unter Beteiligung von Zero Waste Europe und der Deutschen Umwelthilfe -  an der Verbreitung und Skalierung von Mehrwegsystemen. Besonders im Lebensmittel- und Verpackungssektor in städtischen Räumen gibt es hier viel Innovationspotenzial, was sich in diesem kürzlich veröffentlichten Blueprint widerspiegelt. In fünf europäischen Ländern wurde die Implementierung von Mehrweginfrastrukutr untersucht. Die Erfahrungen sollen nun zur Verbreitung und Skalierung von Mehrweg-Entwicklungsmodellen beitragen und in Reallaboren in sechs europäischen Städten (Barcelona, Berlin, Ghent, Leuven, Paris, Rotterdam) getestet werden.

 

Der ganze Blueprint hier auf Englisch: RSVP - Blueprint for harmonising the implementation of takeaway food and drinks packaging systems for reuse in Europe - Zero Waste Europe

 

Neuigkeiten aus den Mitgliedsvereinen
Comic “Ärger in Plankton City” von Küste gegen Plastik veröffentlicht

Alles wäre so einfach, wenn neue Technologien die Lösung für die Probleme darstellen würden, die durch andere menschliche Erfindungen verursacht wurden. Plastikmüll zum Beispiel - was wäre schon so schlecht daran, wenn es eine Technik gäbe, um ihn einfach aus dem Meer zu fischen und zu 100% wiederzuverwenden? Und dabei sogar alle marinen Ökosysteme geschützt werden würden? 

Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch.  Eine Illusion, die leider wirklich nur eine Illusion ist und nichts mit den wirklich notwendigen Lösungen zu tun hat - nämlich dass Plastikmüll gar nicht erst ins Meer gelangt und am besten sogar gar nicht erst entsteht. Davon erzählt der neue Comic von  Küste gegen Plastik, gezeichnet von Véro Mischitz. Lehrreich und unterhaltsam für alle Altersstufen gibt die Geschichte einen Einblick in die faszinierende Vielfalt des Lebens unter Wasser und das schockierende Verhalten der Menschen über Wasser.

Lest den ganzen Comic hier: Comic – Küste gegen Plastik (kueste-gegen-plastik.de)

 

Zertifikat Plastikfrei Schule/Kita: 19 Einrichtungen im Raum Augsburg erhalten Auszeichnung

(gekürzter Originaltext von Forum Plastikfrei)

Bereits zum zweiten Mal zeichnete das Forum Plastikfrei Schulen und Kitas mit dem Zertifikat Plastikfrei aus. Die Schirmpersonen aus Augsburg Stadt und Land sowie Aichach-Friedberg überreichten im Umweltbildungszentrum den Vertretenden der 19 Einrichtungen die aus Holz gefertigte Auszeichung. Dreizehn Schulen und sechs Kitas haben das Zertifikat Plastikfreie Schule / Kita für das Schuljahr 2022/23 erworben.

Es wurden Filme gedreht, Songs komponiert, Ausstellungen konzipiert Infostände auf Stadtfesten betreut, plastikfreie Schulmaterialien gekauft, Unverpackt Läden besucht, Müll gesammelt, Mülltrennung thematisiert und eingeführt, müllfreie Schulfeste veranstaltet und vieles mehr. Diese Projekte präsentierten die Schüler*innen im Umweltbildungszentrum: Ein Video des Schwarzlichttheater zur Plastikverschmutzung im Meer der Christophorus Schule in Königsbrunn leitete die Verleihung ein. Das Augsburger St. Stephan Gymnasiums zeigte sein plastikfreies Schulfest und die Werner-von-Siemens-Mittelschule aus Hochzoll stellte den Wettbewerb „Recyclingklasse vor. Die Erzieherin aus der Kita Pfiffikus erklärte ein selbstgebasteltes Müll-Trenn-Spiel.

„Wir freuen uns über so viel Ideen und Engagement aus den Schulen“, sagt Sylvia Schaab, Sprecherin vom Forum Plastikfrei. Die Expert*innen des Forums beobachten, dass der Einfluss des Projekts für die ganze Schule riesig ist und bis ins Elternhaus wirkt. Die Kinder verstehen sofort um was es geht und setzen die Tipps direkt um. Sie sind frei von Angewohnheiten, die es uns Erwachsene oft schwer machen, auf Plastik zu verzichten. „Den Kids macht es einfach Spaß, sinnvolle Dinge zu tun, bei denen sie den sofortigen Nutzen sehen und verstehen“, so Schaab.

In den kommenden Wochen wird es die Ausschreibung für das aktuelle Schuljahr geben. Es werden vermehrt Weiterbildungen für das pädagogische Personal angeboten, damit das Thema ganzheitlich mitgedacht werden kann.

Mehr Infos gibt es hier: Zertifikat Plastikfrei Schule/Kita: 19 Einrichtungen erhalten Auszeichung – Forum Plastikfrei (forum-plastikfrei.de)

Kommende Veranstaltungen
2023 Kongress #PlastikPerspektiven

(Originaltext von NaturVision Filmfestival)

Bereits zum fünften Mal lädt NaturVision am 10. November 2023 Expert*innen und Interessierte zum Austausch zum Thema Plastik ein. Es wird Vorträge, BestPractice-Beispiele, einen Workshop, interessante Begegnungen, neue Ideen und Impulse geben.

Der Kongress, der ganztägig in der Musikhalle Ludwigsburg stattfindet, wird als duale Veranstaltung realisiert: Das Vortragsprogramm wird via Livestream übertragen. Sie haben auch online die Möglichkeit, Fragen an die Referent*innen zu stellen.

Eingeladen sind alle interessierten Bürger*innen, Schulklassen und Studierende ebenso wie Mitarbeiter*innen von Kommunen, Organisationen und Initiativen. Ziele des Kongresses sind Wissensvermittlung, Erfahrungsaustausch und Vernetzung.

Ein Vernetzungstreffen mit Workshop findet am Vorabend und ausschließlich in Präsenzform statt. Um guten, zukunftsfähigen Ideen auf die Sprünge zu helfen, ist nichts wichtiger als die persönliche Begegnung und der Austausch unterschiedlichster Akteur*innen. RENN.süd und das NaturVision Filmfestival laden deshalb alle Zero-Waste & Plastikfrei-Initiativen am Vorabend des Kongresses zu einem Vernetzungstreffen ein! Im Fokus steht unter anderem die Frage, wie es immer wieder neu gelingen kann, Menschen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Plastik zu bewegen.

In einer Workshop-Runde möchten wir von Ihnen erfahren, wie Ihre Initiative zentrale Botschaften vermittelt, um im Anschluss gemeinsam wichtige Punkte einer überzeugenden Kommunikationsstrategie zu erarbeiten.

 

Gestaltet wird das Vernetzungstreffen von Sylvia Schaab (Zero Waste Germany e.V.) in Kooperation mit RENN.süd.

Anmeldung: Kongress #PlastikPerspektiven | NaturVision (natur-vision.de)

Zero Waste Ambassador Training | Januar 2024

Gemeinsam mit  Let's do it foundation aus Estland und Zero Waste Poland organisiert Zero Waste Kiel e.V. eine vom Council of Baltic Sea States geförderte Ausbildung zum "Zero Waste Ambassador", die im Januar in Kiel stattfindet. Das Programm richtet sich an Akteure in Kommunen, in der Abfallwirtschaft und in gemeinnützigen Organisationen, die an der Entwicklung von Strategien für die Kreislaufwirtschaft beteiligt sind oder diese unterstützen,  sowie an die breitere Öffentlichkeit, um Zero Waste Strategien umzusetzen. 

 

Information & Anmeldung hier . Das Training ist in englischer Sprache.

Das Curriculum, das hier heruntergeladen werden kann, vermittelt einen Eindruck von der innovativen Dimension der Ausbildung.

 

Eine Anmeldung ist bis zum 19. November möglich.

 

Wir würden uns freuen, Euch an Bord zu haben! Bitte leitet diese Information an eure Vereinsmitglieder, eure Netzwerke und ggf. an eure Ansprechpartner in den Gemeinden weiter!

Du möchtest einen Beitrag für den nächsten Newsletter einreichen, einen Veranstaltungstipp teilen oder hast Fragen und Anregungen? Schicke deine Anfrage an sarahj@zerowastegermany.de

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