Juliette Beke – Unsere Zero-Waste-Heldin des Monats

Verpackungen, Folien und Farbtuben: All das sind Dinge, die in Friseursalons für gewöhnlich große Mengen an Müll verursachen. Doch bei Friseurmeisterin Juliette Beke sieht die Welt ganz anders aus. Im besonderen Ambiente des historischen Lahmann-Sanatoriums am Rande der Dresdner Neustadt führt sie Deutschlands ersten Zero-Waste-Friseursalon. Während vergleichbare Salons im Schnitt täglich zwei gelbe Müllsäcke füllen, gelingt es Juliette, den Müll auf weniger als ein Prozent eines herkömmlichen Salons zu reduzieren.

Das Geheimnis ihres Erfolgs liegt in der Eigenproduktion: Shampoos, Haarkuren und sogar Färbemittel stellt Juliette selbst her – alles aus natürlichen Zutaten. Sogar das Haarspray ist hausgemacht: „Dafür brauchen wir nur Wasser, Zucker, der im warmen Wasser aufgelöst wird, und ein paar Tropfen ätherische Öle. Je mehr Zucker, desto stärker der Halt“, erklärt Juliette in einem MDR-Beitrag. Die Rohstoffe – Öle, Mineralien und biozertifizierte Lebensmittel – werden in Glas- oder Metallbehältern aufbewahrt. Chemische Farben, Mikroplastik und Silikone, wie sie in vielen herkömmlichen Pflegeprodukten stecken, sind bei ihr tabu.

Auch bei der Auswahl ihrer Lieferanten legt Juliette Wert auf Nachhaltigkeit. Sie bezieht Essenzen und Öle in recycle- oder nachfüllbaren Glasflaschen. Manche Rohstoffe, wie etwa Natron oder Soda in Pulverform, müssen aus technischen Gründen in Kunststoffsäcken geliefert werden. „Wir nutzen diese Tüten weiter, falls doch einmal Müll anfällt. Leider lässt sich das nicht ganz vermeiden“, sagt Juliette. Die natürlichen Zutaten und die nachhaltige Philosophie sind es, die Kundinnen und Kunden aus ganz Deutschland und der Schweiz anziehen.

Besonders herausfordernd war für Juliette die Suche nach einem geeigneten Farbenhersteller: „Ich habe einen österreichischen Hersteller gefunden, der seit vielen Jahren auf Nachhaltigkeit setzt. Seine Firma lässt sich jährlich nach den Prinzipien der Gemeinwohl-Ökonomie zertifizieren. Das gibt mir Sicherheit. Außerdem ist die Verpackung kompostierbar“, erzählt sie in einer ZDF-Reportage.

Im Salon selbst wird der organische Abfall – wie abgeschnittene Haare – in einer saloneigenen Wurmkiste kompostiert. Die Würmer verwandeln die Abfälle in nährstoffreiche Erde, die Juliette für ihre Pflanzen nutzt. So schließt sich der natürliche Kreislauf direkt vor Ort.

Mit ihrem Salon hat sich Juliette einen Traum erfüllt. Ihr Weg begann 2015, als sie den Zero-Waste-Lifestyle für sich entdeckte und ihn Schritt für Schritt in ihren Alltag integrierte. Damals arbeitete sie noch als Angestellte in einem konventionellen Salon. „Jede Alufolie, jede Shampooflasche war ein Stich ins Herz“, erinnert sie sich im ZDF-Interview. Im März 2021 wagte sie den Schritt, ihren eigenen Salon zu eröffnen.

Die Preise sind mit denen qualitativ hochwertiger Friseure vergleichbar. Zwar sind Naturfarben teurer, doch durch den Verzicht auf Einwegprodukte spart Juliette mehrere Hundert Euro im Jahr. Sogar die Handschuhe werden nach dem Färben gewaschen, getrocknet und wiederverwendet – so halten sie mehrere Jahre.

Bei Juliette erleben die Kundinnen und Kunden nicht nur einen exzellenten Haarschnitt, sondern eine Rundum-Wohlfühlbehandlung: Individuelle Beratung, eine entspannende Kopfmassage mit Naturbürsten und ein selbst gewählter Duft sorgen für ein ganz besonderes Erlebnis. Das zieht Gäste aus der ganzen Republik und sogar aus der Schweiz an, die sie bei Bedarf sogar vom Bahnhof abholt.

Dass Juliette den Zero-Waste-Gedanken wirklich lebt, zeigt sich auch darin, dass sie ihr Wissen weitergibt: Sie hält Vorträge an Schulen und in Unternehmen, bietet Workshops an, in denen Menschen lernen, Zahnpasta, Deo oder Shampoo selbst herzustellen. Auch ihre Mitarbeitenden bilden sich ständig fort. In Zukunft plant Juliette, weitere Salons mit entsprechend ausgebildeten Teams zu eröffnen, um den Zero-Waste-Lifestyle mit einem Wohlfühlkonzept in die Welt zu tragen.

Juliette Beke ist ein Vorbild für nachhaltiges Unternehmertum und gelebte Verantwortung und deshalb für uns die Zero-Waste-Heldin des Monats.

 

 

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