Die Lidl „Kreislaufflasche“: Position von Zero Waste Germany

Zero Waste Germany beurteilt die aktuelle Werbeaktion mit dem noblen Titel „Aus Liebe zur Natur“* zur „Kreislaufflasche“ der Lidl Discounterkette (Schwarz-Gruppe) als zynisch. Die Kampagne geht zu einer Zeit an die Öffentlichkeit, in der Mehrweglogistiksysteme von der EU und in Deutschland gefördert werden und konkrete, rechtsverbindliche Ziele erarbeitet werden. Es handelt sich bei der „Kreislaufflasche“ nicht um eine nachhaltigere Alternative zu Mehrwegflaschen, sondern um eine Lobbying-Aktion der Industrie, die sowohl für die Verbraucher:Innen als auch für die Politik verwirrend ist. Der Name „Kreislaufflasche“ und ihre Präsentation als „Mehrwegflasche unter den Einwegflaschen“ sind irreführend und verbergen unserer Einschätzung nach eine lobbyistische Motivation gegen die Ausweitung von Mehrwegsystemen.

Zero Waste Germany fordert dazu auf, sich an die Abfallhierarchie des Kreislaufwirtschaftgesetzes (KrWG) und an die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zu halten: An erster Stelle steht die Vermeidung, gefolgt von der Vorbereitung zur Wiederverwendung, und erst an dritter Stelle sollten Recyclinglösungen gefördert werden. Bei Trinkwasser lässt sich Verpackungsabfall problemlos vermeiden, da das Leitungswasser in Deutschland eine gute Trinkqualität besitzt. Im nächsten Schritt haben Glas-Mehrwegflaschen die bessere, ganzheitliche ökologische Bilanz, wie Studien und Empfehlungen von Zero Waste Europe, dem UBA und UNEP klarstellen. Es bedarf keiner neuen Einweg-Plastik-Lösung für Getränkeverpackungen, mit der die weitere Produktion von Neuplastik gerechtfertigt und von echten Vermeidungs- und Mehrwegstrategien abgelenkt wird.

Die von Lidl eigens in Auftrag gegebene Studie zur „Kreislaufflasche“ zeigt unserer Einschätzung nach viele Schwachpunkte auf. Der einseitige Fokus auf die CO2-Bilanz anstelle eines ganzheitlichen Life-Cycle-Assessments der „Kreislaufflasche“ und idealisierte Verzerrungen der realen Umstände in den Recycling-Prozessen lassen weitreichende Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen von Einweg-Plastikflaschen unbeachtet. 

Wir bekräftigen daher unsere Forderung nach verbindlichen Mehrweg-Quoten und deren Monitoring durch die europäischen und nationalen Gesetzgeber, um von rein theoretischen Behauptungen wegzukommen. Politische Maßnahmen sollten nach dem Leitprinzip des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (KrWG) ausgerichtet sein und einen nachhaltigen, bewussten Umgang mit unseren planetaren Ressourcen fördern sowie die Absonderung jeglicher umwelt- und gesundheitsschädlichen Materialien verhindern.

Autoren: Sarah Jordan, Marie Delaperrière, Marc Delaperrière,

*diekreislaufflasche.de gesichtet am 25.04.23