Transformation by Design, not by Disaster!

Zum einjährigen Bestehen der Bundesregierung am 8.12.2022 richtet sich ein Zusammenschluss aus BUND, Exit Plastik, Forum Umwelt und Entwicklung, Netzwerk Ressourcenwende und PowerShift mit einem Appell an die regierenden Parteien und Minister:innen der Ampel-Koalition: dem Appell, endlich die notwendige Ressourcenwende einzuleiten die den Umgang und Verbrauch von metallischen, fossilen, mineralischen und nachwachsenden Ressourcen sozial wie ökologisch nachhaltig transformiert.

Der Abbau und die Verarbeitung von Ressourcen sind mit zahlreichen sozialen, menschenrechtlichen und ökologischen Risiken und Missständen verbunden. Gerade im Globalen Norden übersteigt der Ressourcenverbrauch um ein Vielfaches die Mengen, die der Menschheit unter Beachtung der planetaren Grenzen jedes Jahr zur Verfügung stehen, was bestehende globale Ungerechtigkeiten verschärft. Der vorliegende Appell nimmt daher Bezug auf vier Arten von Ressourcen, deren Umweltauswirkungen sowie soziale Folgen in Abbau und Herstellung, und spezifische Reduktionspfade die beschritten werden müssen.

Metalle und Seltene Erden werden angesichts des steigenden Bedarfs für beispielsweise E-Mobilität und Erneuerbare Energien immer begehrter und somit ist der internationale Handel zunehmend von Machtkonzentrationen, Korruption und ungerechten Handelsstrukturen geprägt. Es bedarf hier der Durchsetzung strengerer Menschenrechts- und Umweltstandards entlang der gesamten Lieferkette sowie Einsparungen zum Beispiel im Bausektor um den Mehrbedarf in den sogenannten Zukunftstechnologien auszugleichen. Die RESCUE-Studie des Umweltbundesamts zeigt auf, dass so eine Bedarfsreduktion von -70 Prozent bis 2050 möglich ist. Unabdingbar ist auch die Rückgewinnung und Mehrfachnutzung von Metallen um den Primärverbrauch zu senken. 

Im Bereich der fossilen Ressourcen gibt es zwar ein weitverbreitetes Problembewusstsein, doch die Implementierung von Lösungen für die chemische Industrie, die weiterhin auf kohlenstoffbasierte Ressourcen angewiesen ist, ermangelt echter Weitsicht – aktuelle Lösungsvorschläge können immer nur Teillösungen darstellen. Reduktion und Mehrwegsysteme müssen auch hier mehr vorangetrieben werden.

Auch der Abbau von mineralischen Rohstoffen wie Gesteinen und Sand verursacht erhebliche Umweltschäden darunter sinkende Grundwasserstände, Lebensraumzerstörung, austrocknende Feuchtgebiete und starke Staub-, Feinstaub- und Lärmbelastung. Diese Rohstoffe werden hauptsächlich im Bausektor genutzt. Ressourcenschutz kann hier nur wirksam betreiben werden, wenn der Wachstumslogik im Baugewerbe Einhalt geboten wird und die Schwerpunkte auf Bestandserhalt und funktionierende Verfahren der Wiederverwendung und des Recyclings von Baustoffen gelegt werden. 

In der Bioökonomie steht der nachhaltigen Transformation vor allem die Fokussierung auf hochtechnologisierte Geschäftsmodelle, die angeblich nahhaltige Lösungen aus nachwachsenden Rohstoffen liefern, im Wege. Beispiel dafür sind zum Beispiel die neuen Materialen die als Bio-Plastik vermarktet werden. Damit einher geht jedoch die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft und der steigende Flächenbedarf, wobei immer weniger Flächen für den Nahrungsmittelanbau genutzt werden, obwohl die weltweite Ernährungssicherheit nicht gegeben ist.

Von der beispielhaften Darstellung dieser vier Stoffströme leiten die Unterzeichnenden des Appells folgende Empfehlungen ab: Die Bundesregierung muss sich für die gesetzliche Verankerung übergreifender Ressourcenschutzziele einsetzen, sie muss eine umfassende und schadstofffreie Kreislaufwirtschaft einführen, sie muss verbindliche menschenrechtliche, umwelt- und klimabezogene Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Wertschöpfungskette durchsetzen und auf EU-Ebene für ein starkes, umfassendes Lieferkettengesetz eintreten. Weiterhin müssen die Rohstoffstrategie und die kommenden Kreislaufwirtschafts- und Biomassestrategie hinsichtlich einer Ressourcenwende in Einklang gebracht werden. Schließlich muss im gesamtgesellschaftlichen Dialog eine Debatte über Suffizienz angeregt werden, die eine partizipative und demokratische Aushandlung über die Förderung des sozialen Zusammenhalts und des Gemeinwohls ohne Übernutzung der planetaren Ressourcen und ohne globale Ungerechtigkeiten ermöglicht.